Die Mühle in den Jahren 1928 bis heute
Am 16.11.1929 stellte Max Jülisch ein Bauerlaubnisgesuch zu einem Aufbau für eine neue Plansichteranlage. Der Aufbau soll im Spitzboden erfolgen, wo die alte Sichterei steht. Der Aufbau erfolgte durch das Gardschützer Baugeschäft Karl Schlevoigt.
Am 25. Juli 1933 wird der Kauf durch Willy Freitag aktenkundig. Der neue Besitzer galt als Tüftler. Verkaufte er doch das Patent für eine elektrische Kaffeemaschine, um den Mühlenkaufpreis an den Vorgänger Max Jülisch entrichten zu können. Willy Freitag baute eine Alarmanlage in die Mühle ein, die eventuelle Pannen oder den leer laufenden Schrotgang zu jeder Tageszeit meldete. Aus einer 3-Tonnen-Mühle entwickelte er bis zum 2. Weltkrieg eine 10-Tonnen-Mühle. 1934 erweiterte Freitag die Plansichteranlage. 1937 wurden erhebliche Baumaßnahmen am Wohnbereich und an einem Teil der Mühle durchgeführt. Diese Umbauarbeiten prägten maßgeblich das heutige Antlitz der Gardschützer Mühle.
Der 1940 geplante Anbau eines Heizraumes mit Schornstein und einer Warmwasserheizungsanlage der Firma F.W. Meyner, Altenburg, kam trotz Erlaubnisschein nicht zur Durchführung. Gründe werden nicht genannt. Durch den Dachdeckermeister Ernst Bauer, Lehndorf, lässt Freitag im Jahre 1944 die Südseite des Getreidesilos neu eindecken.
Eine Rekonstruktion der Mühle erfolgte im Jahr 1950, wobei das Mühlengebäude wie auch das Silo die heutige Gestalt erhielten. In den 60er Jahren wurde die Mühle halbstaatlich geführt, 1972 ganz verstaatlicht. Sie gehörte zum Leipziger Kombinat. 1977 erfolgte dann der Zusammenschluss mit den Mühlenwerken Saara.
Durch die Verstaatlichung wurde die nächste Mühlenbesitzergeneration in der Gestalt von Kurt Kertscher übergangen. Dieser hatte die Tochter Willy Freitags, Gertraud, geheiratet und hätte als Schwiegersohn die Mühle übernehmen können. Das sollte jedoch erst dem Enkel Freitags, Mathias Kertscher, vergönnt sein. Dieser arbeitete nach seiner Müllerlehre seit Beginn der 70er Jahre in der Gardschützer Mühle, wurde hier Brigadier. Die politische Wende in der ehem. DDR betraf natürlich auch das Mühlenwesen, sodass sich Mathias Kertscher mit Wirkung vom 1.Juli 1990 im früheren Familienbetrieb selbständig machte. Die ältere Mühlentechnik musste nun, um die Mühlenwerke marktwirtschaftlichen Anforderungen anzupassen, einer neuen Technikgeneration weichen. 1993 wurde die Inneneinrichtung der Mühle auf den neusten Stand der Technik gebracht. Ende der 90er Jahre bekam das Gebäude einen neuen Farbanstrich.